Mittwoch, 13. März 2013

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt...

Soda, jetzt hab ich im letzten Eintrag tatsächlich die Nachtbilder vom "laotischen Triumphbogen" vergessen, hier sind sie:


Ist quasi wirklich so eine Art Kopie vom berühmten Triumphbogen in Paris, nur anders halt... *g*


Aja, und es gibt wieder mal eine neue, typische Art von TukTuk:


Ist echt lustig, dass die Dinger offenbar tatsächlich in jedem Land ein klein wenig anders gebaut werden...

So, und hier bin ich kurz vor Abfahrt:


So, und hier ca. 30km nach Abfahrt:


Ja, wenn man genau schaut, erkennt man, dass da was nicht ganz stimmt:


Wir sind da nämlich gemütlich mit so ca. 80 aus Vientiene in Richtung Norden rausgefahren, und eigentlich war der Verkehr recht entspannt. Wenn man Indien hinter sich hat ist sowieso irgendwie jeder andere Verkehr entspannt... *gg*

Naja, auf jeden Fall überhol ich da einen der häufig vorkommenden Pick-Up Trucks, und wie ich so an dem vorbeifahre, seh ich wie eine Kuh versucht die Straße noch vor dem Pick-Up zu überqueren. Das kollidiert aber leider mit meiner geplanten Route, also mach ich einen großen Schlenker an den linken Fahrbahnrand und öffne das Gas, um noch vor der Kuh vorbeizukommen. Hat in Indien und auch sonst überall schon hunderte Male gut funktioniert, nur hat die laotische Kuh offenbar nicht ganz so die Ruhe weg wie indische Rindviecher... Kurz bevor ich an dem Vieh vorbei gewesen wäre beginnt sie plötzlich zu laufen und ich hab wirklich keine Chance mehr da auszuweichen oder zu bremsen und knalle voll seitlich in die Kuh hinein. In den darauf folgenden Sekundenbruchteilen, die mir in der Erinnerung wie eine Ewigkeit vorkommen, flieg ich "Superman-Style" über die Kuh hinweg, und sehe, dass ich direkt auf einen Wasserdurchlass in dem Straßengraben zusegle. "Das sieht nicht gut aus...", denke ich mir, und dann macht es auch schon einen gewaltigen Klescher und ich finde mich kopfüber liegendend in dem Graben wieder.

Sämtliche Alarmglocken klingeln, aber aufgrund des heftigen Schocks halten sich die Schmerzen noch in Grenzen. Mein Rücken meldet aber schwere Schäden... Schnell überprüfe ich, ob ich meine Beine noch bewegen kann, gottseidank, das geht. Ich setze mich mal auf, und atme tief durch, naja, geht doch, so schlimm kanns mich also nicht erwischt haben. Ich schaffs meinen Helm abzunehmen, und inzwischen kommt auch Richi schon angelaufen. Etwas geistesabwesend schicke ich ihn sofort zu meinem Motorrad, mir geht's ja eh gut, quasi... *gg*

Inzwischen wurde mir auch klar, warum's hier so komisch riecht: Ich bin so richtig in der Scheiße gelandet! Ich bin von Kopf bis Fuß in eine verdächtig nach Klärschlamm riechende, graue Sauce getunkt, na super...

Hier der Helm zum Beweis:


Ich bin dann mal aus dem Graben rausgetorkelt, und wir hatten das "Glück",  dass es mich quasi direkt vor einem kleinen "Restaurant" in die Erde gerieben hat, sodaß gleich ein Haufen Leute zur Stelle waren und ich sofort ein Glas kaltes Wasser in die Hand gedrückt bekomme. Das hab ich mir dann gleich über den Kopf gekippt, mal das gröbste vom Klärschlamm wegspülen, und die erfrischende Wirkung von kaltem Wasser auf meinem Kopf hab ich auch ganz gut gebrauchen können...


Während ich da dann so vollkommen im Schock zwischen den Teilen meines Motorrades herumtorkle, fällt mir auf, dass da ein Koffer fehlt. Den Richi hat den dann so ca. 25m nach der Unfallstelle dort gefunden, hier rechts am Zaun hinter den Topfpflanzen...


Inzwischen lässt auch mein Schock ein wenig nach, und ich beginne meinen Rücken ernsthaft zu spüren, das was da zwischen meinen Schulterblättern gerade abgeht fühlt sich wirklich nicht gut an... Zuerst setze ich mich also mal hin, etwas später lege ich mich dann hin, weil die Schmerzen unerträglich werden.

Sicherheitshalber werfe ich zwei Pakemed aus unserer Bordapotheke ein.

Richi versucht inzwischen schon die ganze Zeit einen Krankenwagen aufzutreiben, was sich aber als recht schwierig herausstellt, die Sprachbarriere erweist sich wieder mal als fast unüberwindbar. Das "Nonverbale Bilder-Wörterbuch" von Langenscheidt rettet uns aber wieder mal den Arsch, trotzdem kommt irgendwie ewig kein Krankenwagen. Schließlich werde ich in einen gewöhnlichen Minivan gesetzt, und ins nächstgelegene Provinzkrankenhaus gebracht. Die Fahrt dorthin ist echt die Hölle, das Fahrwerk der Kiste filtert genau gar nichts, und bei jedem Schlagloch hab ich das Gefühl, als würden mir meine Bandscheiben gleich rausspringen...

Im "Krankenhaus" angekommen, wird dann sicherheitshalber mal mein Blutdruck gemessen, und ich bekomm noch eine Ration Schmerzmittel, diesmal als Spritze in den Oberschenkel verabreicht.


Abgesehen davon können sie in dem Krankenhaus aber nicht besonders viel für mich tun, also werde ich ins "große Krankenhaus" in Vientiene verlegt.

The "Hospital"

Diesmal sogar mit einer richtigen Ambulanz, in der ich bequem liegen kann! ;-)

The Rettungswagen...

Ja, und das war dann das "große Krankenhaus" in Vientiene, der laotischen Hauptstadt. Hier sollten sie eigentlich ein bisschen Plan von dem was sie so tun haben...


Ich schildere also einem Arzt, der zumindest ein bisschen Englisch spricht, und eigentlich ganz bemüht ist, den Unfallhergang, und meine Beschwerden. Bis auf die höllischen Schmerzen in der Wirbelsäule hab ich eigentlich tatsächlich gar keine Probleme, also wird beschlossen meinen Rücken zu röntgen, um zu sehen, dass da auch ja nichts irgendwie zersplittert ist oder so. Ich hab ihm wirklich klar gemacht, dass ich die Schmerzen ziemlich genau zwischen den Schulterblättern habe, trotzdem wird bei meinem ersten Besuch im Röntgenraum irgendwie nur mein Unterleib geröntgt?!? Als er mir dann anhand der Röntgenbilder zeigt, dass die Wirbel alle in Ordnung sind, erkläre ich ihm, dass das nicht die Wirbel sind, die Schmerzen! Drei weitere Röntgenbilder später ist der Arzt sich dann aber sicher, dass ich "nur" eine schwere Prellung und eine gequetschte Bandscheibe habe, naja, wenn er das sagt... Ich hab auf jeden Fall auf den ziemlich miesen Röntgenbildern der oberen Wirbelsäulenhälfte nichts erkannt...

Also ich erkenn da kaum was...

Das ist der Unterleib!

Nach einiger Weile ist dann auch der Richi wieder mal aufgetaucht, der hat während ich "in Behandlung" war ein günstiges Guesthouse in Krankenhausnähe gesucht, und auch gefunden. Braver Junge! ;-)

Ja, und dann wurde ich auch schon wieder entlassen, ich bekam noch eine Ration Schmerztabletten, sowie eine Ration irgendwelcher Aufbautabletten, und das wars dann eigentlich.

Ja, so kriegt man in Laos seine Medikamente!

Nach einer kurzen, aber trotzdem recht schmerzhaften TukTuk-Fahrt hab ichs mir dann im großen Bett des Guesthouses so gemütlich wie möglich gemacht, während Richi mit unserem neuen Wirten mal das Motorrad und mein Zeug suchen fuhr.

Unser Wirt war nämlich auch so eine Art Chefarzt in "meinem" Krankenhaus, hatte einen großen Pick-Up Truck, und war allgemein extremst verständnisvoll und super hilfsbereit in unserer Scheißsituation!
 Er hat uns wirklich viel geholfen!

So und hier dann also mein Motorrad auf dem Hilux, dass es in der Zwischenzeit auf wundersame Weise irgendwie von allein in die dem Unfallort am nächsten gelegene Polizeistation geschafft hat... *gg*


Dem Fahrerflucht begehenden Rindvieh ging es nach Polizeiangaben übrigens gut, so ein 600kg Paarhufer steckt offenbar ganz schön viel weg!

Ja, und die folgenden Tage hab ich damit verbacht mich möglichst wenig zu bewegen, und Richi hat seine Stunden mit der Reperatur meiner Kathi totgeschlagen... *g*

Die Gabelholme und der Rahmen sehen glücklicherweise unbeschädigt aus, also war das Vorderrad unsere größte Sorge:

Das sieht nicht gut aus!

Glücklicherweise fand sich in Vientiene mit der Hilfe unseres Wirten eine Werkstatt, die sich auf Enduros aller Art spezialisiert hat, und die schafften es passende Speichen und einen neuen Felgenkranz aufzutreiben:


Aber damit war die Sache natürlich noch nicht abgehakt, der gesamte Cockpit- und Lampenträger war natürlich verbogen, die "Scheinwerferschutzbrille" komplett zerstört usw...

Der Richi hat sich dann da Tag für Tag am Parkplatz vor dem Hotel durch die betroffenen Baugruppen gekämpft, und die Kiste Stück für Stück wieder fahrbereit gemacht:

KTM 640 Adventure - ein nahezu unzerstörbarer Reisepanzer!

Arrrrr, so nackig hat sie eigentlich auch was! ;-)

hier schon mit neuem Vorderrad!


Der vorderer Kotflügel war natürlich auch im Arsch:


Beim Trinken von so kleinen Eiskaffee-Dosen ist uns aufgefallen, dass die leere Dose auch ein ziemliches Gewicht hat, und das Blech von eben diesen also geeignet sein müsste um gesprungene Plastikteile zu reparieren. Gesagt, getan:

Hat der Richi gut gemacht!

Bei seinen Shoppingstreifzügen durch die Gegend hat Richi dann auch tatsächlich bekannte, österreichische Produkte in einem Laden gefunden: ;-)

Happy Cow - tz! also mich machen laotische Kühe unglücklich!

Ja, das Zeug kennen wir... *gg*

Und die hier kennen wir auch! ;-)

Ja, und Abends "musste" der Richi quasi immer den Schluckspecht für unseren Wirten machen! *g* Der hat ihn nämlich auf allerlei lustige Feste mitgenommen, auf denen der Richi dann immer mit Einheimischen um die Wette saufen durfte... *gg*

Hier ist Richi zB auf dem Eröffnungsfest einer neuen Polizeistation: *g*


Und das war eine Lao-Hochzeit: *g*


Der Richi mit unserem Wirten und dem glücklichen Brautpaar... *gg*


Ja, nach ein paar Tagen im Bett hab ich dann tatsächlich mal ein bisschen Farbe bekommen: *gg*


Echt arg, dass ich an der Hüfte auch ziemlich angeschlagen war hab ich erst nach ein paar Tagen bemerkt, davor waren die Schmerzen die von der Wirbelsäule kamen einfach zu dominant... *g*

Im Hintergrund des Bildes erkennt man auch den Harolder, der hat es mit seiner Jana nämlich inzwischen auch nach Vientiene geschafft, und sie haben uns noch den Leo und die Nati mitgebracht, die beide ebenfalls Überland von Deutschland nach Asien gefahren sind...


Echt arg, wieviele Leute das eigentlich machen, und dass alle Langstreckenmotorradreisenden immer sofort aufeinander zugehen und sich sofort super miteinander verstehen... *g* Wahnsinn verbindet eben... *ggg*

Hat mich wirklich sehr gefreut, dass die Leute vorbeigeschaut haben! - War eine wunderbare Abwechslung in meinem Alltag, der ansonsten nur aus Fernsehschauen, Lesen, bisschen Bloggen und Schlafen bestanden hat...

Ja, und mein Topcase war auch so richtig im Eimer, schließlich hat es die ganze Kiste über die Kuh drüber überschlagen, und das 230kg Flugzeug ist dann unsanft Kopfüber mit dem Heck am Asphalt aufgeknallt...

Eigentlich ist es echt ein Wunder, dass im Top-Case nichts kaputtgegangen ist, das kleine Netbook, dass wir mithaben, hat das wieder mal gut weggesteckt, und sogar eine halbvolle Glasflasche LaoLao (=laotischer Schnaps) hat den Sturz unbeschadet überstanden...

Um die Einzelteile des Top-Cases aber wieder richtig zusammenzupuzzeln brauchte der Richi was größeres als Eiskaffeedosenblech, und gefunden hat er nach einiger Suche dann das:

Ein Alu-Verkehrsschild!

Mit Hilfe dieser improvisierten "Richtbank" hat Richi das Schild dann entsprechend adaptiert, um meinen Koffer wieder zusammenzuhalten:



Beim Rausschleifen der störenden Verstärkungsrippen im Koffer, hats dem Richi dann die laotische Qualitätsscheibe zerrissen, es ist glücklicherweise aber nichts dabei passiert...


Ja, und so sieht ein fertig repariertes Top-Case im Richi Ludersdorfer Design aus! :-)

Hat er wirklich sehr schön gemacht! :-)

Aja, und so hat die Gegend dort so ausgesehen, das war die Aussicht vom Dach unseres Hotels:


Als der Richi dann nach 10 Tagen mit den Reperaturarbeiten fertig war, fühlte ich mich schön langsam auch schon wieder fit zum Motorradfahren. Nachdem eine Probefahrt zur Thai-Botschaft zwecks Visumorganisieren erfolgreich und relativ schmerzfrei war, beschlossen wir dann am nächsten Tag einen weiteren Versuch nach VangVieng zu fahren zu unternehmen.

Direkt vor Abfahrt merkten wir dann, dass meine Motorradhandschuhe wohl irgendwie am Weg von der Unfallstelle ins Hotel verlorengegangen waren, so ein Schmarren aber auch... Außerdem waren meine Kopfhörer aus meiner Motorradjacke verschwunden, und unsere Essensvorräte sind nach meinem Unfall auch aus meinem Tankrucksack verschwunden. Irgendwie schon sehr ärgerlich. Einserseits sind wir ja dankbar, dass nichts wirklich wertvolles geklaut wurde, aber irgendwie ist es schon ziemlich Arsch, dass unsere Situation da offenbar sehr gut ausgenutzt wurde...

Und hier sind wir vor unserer zweiten Abfahrt aus Vientiane, mit unserem wie gesagt sehr hilfreichen Wirten, seiner Frau und der herzigen Nichte, die den Richi immer so lieb ausgelacht hat... *gg* 


So, und ob wirs diesmal nach Vang Vieng geschafft haben, steht dann im nächsten Eintrag! Stay tuned! ;-)

2 Kommentare:

  1. Hase, das bin ICH auf dem Foto, nicht der Harold ;-)

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    1. Das bezieht sich auf auf das Foto davor, und nicht auf das danach! Dort is sehr wohl der Harold! ;-P

      PS: Tu mal wieder Blogudaten! ;-P

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