Montag, 25. März 2013

Buntes Schrauben in Chiang Mai

So, da haben wir uns also an der Grenze wieder mal von Harold und Jana getrennt, wir wollten in zwei Tagen nämlich in Pai sein, während sie es etwas gemütlicher angehen wollten und sich mehr Zeit für die knapp 600km nahmen.

Und während wir da also wirklich gemütlich über die gut ausgebauten Straßen rollten, begann mein Motor plötzlich nach dem Runterschalten einen ganz unglaublichen Krawall & Vibrationen zu machen. Ich hab den Motor natürlich sofort ausgemacht, und bin auf den nächsten Parkplatz ausgerollt.

Der Richi war sichtlich verwundert über den außerplanmäßigen Stop, noch mehr weiteten sich seine Augen, als ich ihm den Grund des Anhaltens verriet: "Motorschaden!", sagte ich ganz unverblümt und Richi wollte es mir zuerst nicht so recht glauben.

Als ich die Kiste jedoch für wenige Sekunden nochmal anstartete, waren alle Zweifel weggeblasen! Das was da aus dem Motor kam, waren definitiv keine normalen Betriebsgeräusche... Nicht mal für einen der als etwas klapprig verschrieenen alten LC4-Motoren...


Nach der ersten großen Ratlosigkeit war uns dann schnell klar, das wieder mal ein Pickup her musste. Buddhaseidank fährt eh jeder zweite, der in Thailand etwas auf sich hält, ein solches Ungetüm, also kann es ja nicht so schwer sein, da jemanden an der aufzuhalten der in die selbe Richtung fährt. Dachten wir...

Zum einen war das Anhalten von Fahrzeugen aus Mangel an ebendiesen nicht besonders einfach, und zum anderen ignorierten dann noch Dreiviertel der Fahrer unser um Hilfe suchendes Winken. Nicht mal als Richi sich wirklich auf die Straße stellte wurde angehalten, die A***** wechselten einfach die Straßenseite und blieben voll am Gas! Kein Vergleich zum Iran, Pakistan oder Indien, wo die Leute oft rein nur aus Interesse an uns stehen blieben...

Harold und Jana rollten dann auch auf unserem schönen Parkplatz ein, und weil die beiden in ihren "kleinen" Tanks nicht mehr besonders viel Sprit hatten, spendete ich ihnen den meinigen. An ein Weiterfahren war mit den Geräuschen im Motor ja ohnehin auf keinen Fall zu denken!

Nach einiger Zeit erbarmten sich dann doch zwei Pickupfahrer und hielten an. Trotz der leider wieder mal recht schwer zu überwindenden Sprachbarriere gab uns der erste zu verstehen, dass er uns sehr gerne helfen würde, aber leider nicht wirklich Zeit hat...

Die Lenkerin des zweiten Pickups sprach zwar genauso kein Wort Englisch, war aber gewillt uns zu helfen, und hatte sogar Zeit! :-) Mit Händen und Füßen gaben wir ihr zu Verstehen, das mein Motorrad kaputt ist, und wir es gerne mit ihrem Pickup in die nächste Stadt, oder eventuell sogar ins 500km entfernte Chiang Mai bringen würden. Die Frau war sogar einverstanden mich noch an dem Tag bis nach Chiang Mai zu fahren, was zwar eine Ankunft mitten in der Nacht bedeutete, aber sicherlich Zeit bei der Wiederflottmachung reinholen würde. In Chiang Mai gibts nämlich jede Menge "großer" Motorräder, und wohl auch entsprechende Werkstätten!

Und hier ist die Wohltäterin mit ihren Hundileins:


Ganz sooooooo wohltätig war sie dann aber auch nicht, der verlangte Preis für den Taxi-Dienst war durchaus stolz... (aber vermutlich angemessen, hin und zurück gings da für sie ja um 1000km!)

Sicherheitshalber wurden die Details des Deals noch telefonisch mit jemandem, der tatsächlich Englisch sprach, abgeklärt, und dann gings auch schon los! Zuerst noch zum Zuhause der Frau, das aber eh am Weg lag, und von dort weg übernahm dann ihr Sohn das Steuer. Dessen hochschwangere Frau war natürlich auch mit dabei... *gg*

Der Junge hat dann seinem Mazda-Pickup wirklich die Sporen gegeben, deutlich früher als gedacht kamen wir in Chiang Mai an, und meine Kathi hatte einen neuen Top Speed und neue 500km Bestzeit auf dieser Reise zu verbuchen! ;-)

Richi ist an dem Tag bei Jana und Harold geblieben, und wollte dann am nächsten Tag mit den beiden nach Chiang Mai nachkommen. Leider war Harold am nächsten Tag wieder mal krank, und so machte sich Richi ganz ohne GPS, Landkarten oder sonstwas auf die Suche nach Chiang Mai... Einzig ein paar aus Harolds Navi rausgeschriebene Notizen hatte er zur Navigation...

Deshalb konnte er leider mit den GPS-Koordinaten, die ich ihm per SMS gesendet habe nichts anfangen, und irrte zwei Stunden in Chiang Mai herum bis er mich endlich fand. *gg*
Das SMS-Schreiben war übrigends auch gar nicht so einfach, mein Handy liegt ja wahrscheinlich nach wie vor bei Vang Vieng im Fluss, und das billige China-Handy, das ich in Indien gekauft hatte, ging pünktlich bei der Ankunft in Chiang Mai kaputt... Einfach so... Aaaaaargh! Also fragte ich einen der anderen Gäste im Guesthouse um Hilfe, der ließ mich natürlich von seinem Handy aus texten... - So wusste Richi zumindest den Namen des Guesthouses, und konnte sich ein wenig durchfragen.

Ja, und während Richi sich mit spannenden Straßenszenen wie dieser hier konfrontiert sah...


...machte ich in Chiang Mai schon mal ne Werkstatt klar. Fündig wurde ich bei "Tony's Big Bikes", einem Verleiher von, wie der Name schon sagt, für Thai-Verhältnisse großen Motorrädern. Der hatte natürlich auch eine Werkstatt, und in dieser bekamen wir ein ruhiges Plätzchen zum Schrauben. Einziger Nachteil war, das wir den Laden auch verlassen mussten, wenn er schloss. Also konnten wir uns erst am Tag danach daran machen, die Kleine so zu zerlegen, wie ich sie noch nie davor zerlegt hatte! ;-)

Motor raus!


Wir gingen ja von einem Pleuellagerschaden aus, sowas soll bei unseren LC4 Motoren der älteren Generation ja gerne mal vorkommen, und um das zu reparieren müsste man den Motor sowieso komplett spalten.

Der Zylinderkopf hat sich aber ganz schön gegen das demontiert werden gewehrt: 


So ging da wirklich gar nichts, erst nach laaaaaangem und hartem Hämmern ließ sich der Kerl vom Zylinder trennen...

Drinnen fanden wir dann das hier:


Ein kleines Alu-Teilchen! - Wie zum Henker kommt das denn hier hin?!?

Hier das Teilchen mit einer 6er Nuss zum Größenvergleich:


Abgesehen von dem Teilchen präsentierte sich der Motor aber in Top-Zustand! Kaum Laufspuren im Zylinder, kein Spiel in den Lagern, alles pipifein! :-)


Der gefürchtete Pleuellagerschaden ist also doch nicht eingetroffen, das macht die Reparatur schon mal um einiges Einfacher! :-)


Den Ursprung des kleinen Alu-Teilchens konnten wir aber leider nicht finden, und das obwohl wir einen ganzen Tag kaum was anderes als Teile putzen & kontrollieren getan haben...

Weil wir den halben Motor schon mal auseinander hatten, hab ich dann auch gleich den Wasserpumpendichtring getauscht, der war nämlich schon wieder ein klein wenig undicht. In Chiang Mai sind übrigens wirklich sämtliche Normteile wie Lager Dichtringe usw. leicht erhältlich, bei dem Laden hab ich dann den Dichtring besorgt:


Und in dieser kleinen, aber feinen Werkstatt gabs gutes, vollsynthetisches Motorradöl:

Viele Ducatis und auch eine 990er KTM dort! :-) - und eine Goldwing, bääähhhh!

Um die Welle der Wasserpumpe möglichst lagerschonend aus dem Gehäuse zu bekommen, wollten wir das Gehäuse anständig anwärmen damit es sich ausdehnt. Leider gabs in der Werkstatt aber keine Lötlampe oder ähnliches, also haben wir in dem daneben gelegenen Ristorante gefragt, ob wir deren Kochstelle mal kurz missbrauchen können:

Richi in da Kitchen!

Hat ganz wunderbar hingehauen, und so ging es dann auch schon wieder an den Zusammenbau des Motörchens!

In Ermangelung brauchbarer Putzfetzen haben wir dann in Chinatown ein billiges Baumwoll-Damennachthemd gekauft und in handliche Stückchen gerissen. Der Rest eignete sich hervorragend als Arbeitsschürze... *g*


Sorgfältig Dichtmasse am Zylinderkopf auftragen...


...und schon läuft das Mädchen wieder! Bei der Probefahrt hat sie sich absolut unauffällig verhalten, und so bedankten wir uns vielmals bei Jeff, und ließen die Werkstatt hinter uns.

Und hier der Chefe Jeff und ich vor dem Laden, leider versteckt er sich hinter dem Spiegel meiner Kathi... :-(


Wie überall in Asien, lauern auch im vergleichsweise gut entwickelten Thailand auf allen Straßen überraschende Gefahren, wie ein ca. 15x40cm großes Loch im Boden. Natürlich mit schön scharfen, gezackten Abrisskannten, damit man sich auch ja lange dran erinnert, wenn man versehentlich da reinsteigt...


Und spannedes Getier wurde natürlich auch wieder gefunden:

Etikettenschwindel ist in Asien absolut üblich, tausend Füße sind das garantiert nicht!

Und coole Bars fanden wir natürlich auch wieder! :-)


Ebenso krasse Fahrzeuge, die bei uns nicht mal in die Nähe einer Zulassung kommen würden:


Das einem TukTuk-Fahrer in Asien so ziemlich alles von Drogen über Prostituierte bis hin zur Schwiegermutter verkaufen wollen ist ja an sich nichts neues, das es sogar eine "Speisekarte" gibt war für uns aber mal was neues! *g*


Ebenfalls interessant: Männermagazine! Von Hard bis Softcore alles vorhanden, und für die ganz besonderen Bedürfnisse gibts ein Special über den neuen Papst! *chrchrchr*


Weil wir da ja doch ein paar Tage mit meinem Motorrad beschäftigt waren, habens auch unsere liebgewonnenen Freunde aus Deutschland und Finnland genau rechtzeitig zur Wiedererweckung meiner Kathi nach Chiang Mai geschafft! :-)

Die große Wiedervereinigung und Wiedererweckung meiner Kathi musste natürlich entsprechend gefeiert werden, und dazu machten wir uns alle erstmals "die Haare schön"! :-)


Ich hab wieder mal Janas Haare Pink gefärbt, Richi Harolds Bart Lila...


...Vera meine Haare blau, während Jana einen ihrer Dreads grün macht usw... *ggg*


Was für ein Haufen Freaks wir doch sind! :-)

bescheuert und glücklich dabei! :-)

Am Nachtmarkt (ja, sowas gibts offenbar wirklich in jedem Ort in Süd-Ost-Asien...) haben wir wieder mal lustige T-Shirt Motive gefunden:


Jawe ist ja begeisterter Skater und ist die Straßen Chiang Mais am liebsten auf seinem Gleitbrett entlanggedüst. Richi wollte natürlich auch unbedingt ein wenig damit spielen:


Die Moves waren zwar durchwegs spektakulär, aber selten erfolgreich... *ggg*

So sah das übrigens in Siem Reap aus, als der Jawe das richtig gemacht hat:


Dieser unglaublich freundliche, gutmütige und große Hund hat auch in unserem Guesthouse gewohnt, laut Besitzer hatte er über 40kg!

So ein liaber Kerl aber auch! :-)

War allgemein eigentlich recht schön in unserem Guesthouse, einzig die gefühlte Milliarde an Moskitos hat einem den Spaß dort ein wenig getrübt:


Ja, und voller guter Hoffnung sind wir dann in Richtung Südthailand aufgebrochen, wo meine Kathi dann zwei Tage und über 1100 Kilometer später wieder so dastand:


Mehr dazu aber im nächsten Post! - Stay tuned! ;-)

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